Hessische Zeitung 4.1.05 Kaufrausch sorgt für Chaos Rabattaktionen bei Media-Markt und Saturn - zeitweise ging gar nichts mehr Kassel. Markus und Tanja Schaaf haben die Hälfte geschafft. Jetzt müssen sie nur noch eine Stunde anstehen - an der Kasse im Media-Markt. Kassel, Niederzwehren, dez. Rien ne va plus - nichts geht mehr am ersten Einkaufstag im neuen Jahr. Die Kette für Elektroartikel gewährt auf alle Produkte 16 Prozent Rabatt. Und die Menschen kaufen, als ob es nie wieder Sonderangebote geben wird. Markus und Tanja Schaaf sind mittendrin. 50 Kunden vor ihnen, 50 hinter ihnen. Markus feiert an diesem Tag seinen 28. Geburtstag. Zwei Stunden wird er insgesamt in der Schlange verbringen - um einen Föhn, eine CD, einen Dampfreiniger und ein Radio zu kaufen. „Normalerweise vermeiden wir den Rummel“, sagt er. Aber was ist schon normal? Er und seine Frau sind extra aus Hann. Münden angereist. Jetzt heißt es: Durchhalten! „Kaffee und Kuchen wäre nicht schlecht“ - als kleine Wegzehrung. „Oder alle fünf Meter ein Stuhl“, sagt Karin Schubert, die Kundin vor den Schaafs. Die Leute in der Schlange kennen sich. Warten im Rabattrausch schweißt zusammen. Böse Worte? Keine! Die Menschen sind nach Weihnachten geduldiger. Das ist die Erkenntnis einer Verkäuferin. Der Media-Markt hat gestern mit seiner Aktion für ein mittleres Chaos gesorgt: Als das Geschäft um 9 Uhr öffnete, strömten bereits 350 Menschen in den Laden. Anschließend brauchten die Autofahrer viel Geduld, um auf den dez-Parkplatz zu gelangen. Die Polizei sperrte zeitweise sogar die Linksabbiegerspur, die von der Autobahn 49 auf das Gelände des Einkaufszentrums führt. „Kurz hinter Fritzlar ging der Stau los“, berichtet Heinz Jäger aus Bad Wildungen - am Ende der Schlange im Media-Markt. Die Zeit muss er nun locker noch einmal warten. Seine Aussicht sind keine Autos, Grünstreifen und Leitplanken, sondern Kunden, Kaffeemaschinen und Küchengeräte. Der Mitarbeiter von VW trifft auch viele Arbeitskollegen. „Die haben vor Weihnachten alle keine Elektrogeräte gekauft, sondern auf eine solche Aktion spekuliert.“ Uwe von Schack, Geschäftsführer des Media-Marktes, spricht von einer positiven Stimmung bei den Kunden und von einem hervorragenden Jahresstart. Den erlebt auch der Mitbewerber in der Innenstadt. Die Tiefgarage des City-Point ist bereits am Vormittag belegt. Das Ziel der meisten: der Saturn-Markt im Obergeschoss. Hier gibt es viele Artikel zum Einkaufspreis. Alle Kassen sind geöffnet. Allein zwischen 10 und 11 Uhr registriert Saturn 500 zahlende Kunden - vier- bis fünfmal so viele wie üblich. Viele Kunden, so vermutet Geschäftsführer Michael Ploegert, geben nun das Geld aus, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen haben. „Und viele haben noch Urlaub.“ Mike Siebert-Strauß (35) aus Schauenburg gehört nicht zu ihnen. Er muss an diesem Tag noch arbeiten. Davor aber heißt es warten: 77 Kunden stehen vor ihm. Das erfordert eine Portion Geduld für einen verbilligten Receiver. Wie Mike Siebert-Strauß machen es viele an diesem Tag: „Ich habe mich vor Weihnachten informiert, und jetzt schlage ich zu.“ Im Saturn besteht dazu auch heute noch die Gelegenheit. E HINTERGRUND Online erschienen am: 03.01.2005 22:16