============================================================== DER KNAUSERER die 1. Online-Zeitung für Sparsame ============================================================== Ausgabe 12/2019 Knauserer-Homepage: http://www.derknauserer.at Link: http://www.derknauserer.at/kn/knauserer 12_2019.txt ----------------------------------------------------------------------- Inhaltsverzeichnis: * Weihnachten und keine Besserung in Sicht * Warum wir basteln? Reaktion auf Kritik * Teelichter und Paletten - Meinungen der Leser * Zum Artikel von Katja 09/2019 von Brigitte "Wenn Ausmisten zum Konsumauslöser wird" - Ausmisten aber richtig * Spaßbefreit aber klimaneutral * Mit kleinen Tipps viel sparen -------------------------------------------------------------------- In eigener Sache: Der Knauserer wieder mit etwas gar viel Verspätung. Aber die letzten Wochen waren sehr intensiv inkl. großer privater Veränderung. Jetzt ist aber ausgeändert und den Knauserer gibt es noch vor Weihnachten. Den nächsten gibt es in etwas gekürzter Variante am 10.1. und dann gehe ich für gut 2 Monate auf Kur. Wann dann der Märzknauserer kommt, da will ich mich nicht festlegen, aber er wird geschrieben werden. Ich habe gefühlte 20 kg Bücher in die Kur mit. Die sollten thematisch dann bis auf längere Zeit nachwirken. -------------------------------------------------------------------- * Weihnachten und keine Besserung in Sicht Offenbar stand in irgendwo am 1.12. - Achtung, bald ist Weihnachten bitte jetzt alle kollektiv durchdrehen. Warum ist das so? Ich habe zu dem Zeitpunkt alle Geschenke eingekauft, die Hauptzutaten für das Fondue eingefroren, die Deko entstaubt und plante ruhig gemächliche 24 vorweihnachtliche Tage. In der Foodcoop habe ich die stärksten Wochen im November gemacht und Repair Cafes waren so gut wie vorbei. Hätte eigentlich sehr gechillt ab- laufen können. Da hab ich heuer die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wieviele Faule da am Abendes des Jahres fleißig geworden sind!!! Und die Leute stehen unter Strom, sie machen übermäßig viele Fehler, die dann irgendjemand ausbadet (meistens der letzte, den die Hunde beißen). Kurz und gut, ich habe mich gestern gefragt, warum das denn so sein muss. Muss man sich denn jedes Jahr von Weihnachten überraschen lassen. Ich wage eine Behauptung, dass Weihnachten am 24.12.2020 auch stattfin- den wird. Meine langjährigen Statistiken belegen dies. Scherz beiseite, Weihnachten ist doch wirklich eine Einteilungssache. Möchtet ihr ein Geschenk bekommen, das chronisch am 23.12. gekauft wird? Ganz abgesehen davon, dass mich Geschenke, die von Herzen kommen, das ganze Jahr freuen und noch besser ist es, wenn man in einer allgemeinen Umgebung der Großzügigkeit beim Geben und Nehmen lebt, Ich die lieblose "Was soll ich noch schnell kaufen?"-Schenkerei so gar nicht leiden. Oder nochmal schnell bei Amazon bestellen. Die armen Mitarbeiter tun mir sowieso leid. Und in all den anderen irren Versandlägern ... Dem Konsumfass ausgeschlagen hat gestern dann die wieder mal die Piller Müllinsel. Hätte ich tatsächlich im Sinn gehabt, meine Lieben mit Ge- schenken zu verwöhnen. Ich hätte sie wohl 3 Tage vor Weihnachten ohne Problem aus dem Müll fischen können. Die schöne Guzmanie, die im Restmüll lag (nicht mal im Biomüll), habe ich mitgenommen. Dann erfreut sie mich. Den Stapel neuwertigster Bücher habe ich noch schnell in den Bücherschrank gebracht. Der Geschenksschnaps der Firma xxx kam in meine Obhut. Schnaps braucht man immer (zum Einlegen). Einzig und allein das nagelneue Kuscheltier habe ich nicht mitgenommen. Aber so hingestellt, dass sich noch jemand verlieben kann. Jedenfalls habe ich mich geschämt. Sind wir schon so übersättigt, dass ich neue und neuwertige Dinge wegwerfen muss. Kenne ich niemanden, den ich eine Topfpflanze schenken kann. Auch wenn ich keinen Schnaps trinke, gäbe es keine Tombola keinen Verein, der sich über sowas freuen würde. Muss ich Bücher wegwerfen, wenn es doch Möglichkeiten gibt, diese nochmal in Benutzungskreislauf zu bringen Ich sag euch was, manchmal widert mich diese Bequemlichkeit einfach an. Vorsätze Für 2020 habe ich mir vorgenommen, gänzlich auf den Einkauf im Online- handel zu verzichten. Heuer bin ich zumindest 2x schwach geworden, aber auch das hätte nicht sein müssen. -------------------------------------------------------------------- * Warum wir basteln? Reaktion auf Kritik Der letzte Knauserer, das kann ich ja auch mal zugeben, kam gar nicht so gut an. Zugegebenermaßen war er etwas "Selbermach"lastig, in Kritikthema, das schon länger schwelt und das ich vielleicht unbewusst ignoriert habe. Bewusst habe ich den Teelichtofen eingesetzt, das ist nämlich ein geplantes Aufregerthema. Kurz und gut, es gab Aufregung und die nehme ich natürlich ernst. Als erstes bitte ich die werte Leserschaft um Nachsicht. Auch wenn sich in den letzten Monaten sehr engagierte Menschen gefunden haben, die immer wieder hochinteressante Artikel aus ihren Lieblingsgebieten beitragen, so sind hier doch Laien am Werk. Eigentlich gefällt mir das Wort Dilettant viel besser, das von dilettarsi (ital.) herrührt und eine Person bezeichnet, die ein Liebhaber der Sache ist, hohe Fertigkeiten erlangen kann aber der Sache nicht als Lebensunterhalt betreibt. Beschreibt es eigentlich perfekt (ohne die üblichen Abwertungskonnotationen - https://de.wikipedia.org/wiki/Dilettant). Wir sind doch immerhin 10.000 Knauserer und wenn wir da all gleicher Meinung wären und auch gleiche Lebensumstände mit gleichen Erfahrungen hätten, entschuldigt bitte, die Vorstellung hat sogar etwas Gruseliges. Ich begreife Diversität immer als etwas Bereicherndes. Und jene Gruppen, denen es momentan besonders am Herzen liegt, Themen für sich zu okupieren, bestimmen auch die Themenauswahl. Was in anderen Worten nichts anderes heißt als: die Themen des Knauserers bestimmen vor allem die Leser - ich orientiere mich dabei am Feedback und greife dann - weil mir ja nichts anderes übrig bleibt - auf meinen bescheidenen Erfahrungsschatz zurück. Wenn also im Moment viel gebastelt wird, dann war a) das Feedback in die Richtung und b) hat es mir wohl auch gut in den Kram gepasst. Und manchmal hab ich Zeitmangel und manchmal läuft es auch nicht so gut. Also alles menschlich beim Knauserer, aber rumjammern bringt auch nichts. Aber so ist es super, wenn Kritik reinkommt, um "Kurskorrekturen" vorzunehmen. Diesmal war die Kritik, dass wir zuviele Artikel zu "kleinkarierten" Basteleien anbieten. Einige konkrete Punkte zur Teelichtheizung und zu den Paletten weiter unten. Aber im allgemeinen möchte ich dazu doch gleich mehrere Antworten geben - dieses Mal zum Thema "Ist selbermachen kleinkariert?" Ich habe mir nochmal die konkreten Themen ganz allgemein angeschaut: veganer Käse und Herstellung von Milchprodukten - gut das ist ein Randthema, Milchprodukte sind leicht verfügbar, das eigenhändige Verändern von Milch mithilfe von Kulturen ist sicher etwas für Leute, die über Milch verfügen und die verarbeiten wollen oder was für Leute mit besonderen Ernährungsvorlieben, aber wirklich sparsam ist das Thema streng genommen nicht. Ein billiges Joghurt kann man um wenige Cent kaufen und selbst hochwertige sind im Supermarkt erschwinglich. Palettenbasteln ist modern, bietet vielleicht Leuten mit geringem Budget eine Möglichkeit "moderne" Möbel zu besitzen. Der Großteil von uns hat sich vor Jahren und Jahrzehnten zum Teil eingerichtet. Es gibt auch komfortable günstige Möbel, da muss man sich nicht den problematischen Paletten hingeben? Die Teelichtheizung ist ein Aufregerthema. Das wusste ich, dass das provoziert. Und ich muss zugeben, mit Absicht. Ich wollte mal rauskitzeln, wie so geheizt wird und wie die Einstellungen so liegen und habe auch ein paar Wortspenden zum Thema erhalten. Siehe unten! Und beim Fermentieren liegt die Sache ähnlich wie beim Käse, das bissl Sauerkraut und die paar Essiggurken kann man sich nun wirklich kaufen, oder? Wenn man die Themen so anschaut, dann ist Basteln, Handarbeiten und Küchenexperiment nun vielleicht was Kleinkariertes. Schließlich ist man doch auch ein guter Knauserer wenn man das wenige das man braucht, verantwortungsvoll kauft. Das ist zudem viel komfortabler. Das war so der Tenor meiner Kritiker. Warum sollte man sich mühselig selber Dinge zusammenzimmern, die man mit ein paar Eur kaufen kann. Die Zeit, die einem bleibt, dann für sich nutzen, es sich gut gehen lassen, etc. Die Mails, die so kamen, waren sehr fundiert (und vor allem die mit Wiener Schmäh!). Die Darstellung, warum nicht gebastelt, geheimwerkt wird, durchaus überzeugend und auch nicht einem rundum komfortablen Knausererleben entgegenstehend. ABER ... und jetzt kommt das Aber. Ich persönlich halte das Selbermachen und somit das Selberkönnen für einen ganzen wichtigen Punkt. Seien die Dinge auch noch so banal. Gut, nicht jedes Thema ist für jeden gerade das passende, mir ist aber wichtig zu betonen, wie wichtig das "etwas Selberkönnen" ist. Bitte nicht falsch verstehen, es können selber gemachte Dinge Pseudosparsamkeiten sein. Das mag durchaus stimmen. Und vielleicht ist es tatsächlich 10x sinnvoller alte Dinge gut zu warten und lange zu verwenden, aber selbst diese Wartung braucht eines: Ein Verständnis für Dinge, ein Geschick im Umgang mit Gebrauchsgegenständen, ein Hirn für das Wesen der Sache, Fachkenntnis für Wartung, Pflege und Handhabung. Schön wer es kann, schön wem es in die Wiege gelegt wurde und schön wer sich noch daran erinnern kann, wie pfleglich man Früherzeiten mit Dingen umgegangen ist. Aber der Großteil der Menschen, die jünger sind als ich, können sich an die Zeiten, in denen man qualitativ einkaufte und dann lang wartete und pflegte nicht erinnern. Sie brauchen einen anderen Zugang. Andere Erfahrungen. Es kann jeder nachvollziehen. Die meisten Dinge, die wir kaufen, sind seelenlos. Es kann schon sein, dass man auf Kunsthandwerksmärkten, Second-Hand-Läden oder auch in Geschäften mit engagiertem Personal, Dinge bekommt, die Qualität und Seele haben, aber das meiste ist Industrieware von der Stange. Und dagegen bastelt dir dann jemand etwas - ungelenkt, zweitklassig aber mit Herz. Und diese Dinge mit Seele und Herz wandern nur ganz schwer in Abfalleimer und Müllkübel. Und beim Selberbasteln ist es dasselbe. Welche Erfahrungen muss man sammeln, welches Wissen sich anhäufen, bis man auch nur Kleinigkeiten selber herstellen kann. Klingt für Könner dramatisch, aber ich bin eigentlich jemand mit mäßigem Ge- schick. Mein Wissen über Milchprodukte ist mittlerweile ganz gut und ich bin auch stolz drauf. Ich habe letztes Jahr Kappen gehäkelt, mit bescheidenem Erfolg aber sie wärmen den Kopf, ich weiß wieder mehr über Wolle und ich habe wieder gehäkelt und konnte diese Fertigkeit bei einer äußerst mittelmäßigen aber zweckmäßigen Reparatur umsetzen. Gleichzeitig konnte ich mit der Milchverarbeitung seinerzeit meine Neuro- dermitis erfolgreich loswerden. Bei der Milch braucht mir in der Foodcoop keiner etwas erzählen, weder Lieferant noch Konsument. Ich bin in der Ecke kompetent und weiß mir zu helfen. Und genau darum geht es. Dass man sich helfen kann. Was bewirkt es schon, wenn man losstiefelt um sich Dinge zu kaufen. Und da möchte ich mit euch hin, dass ihr angesichts dieser Welt, die immer noch kompliziertere und vor allem noch viel mehr Dinge hervorbringt, nicht kapituliert, sondern euer Leben gestalten könnt. Dass ihr bei Defekten euch zu helfen wisst, dass ihr ev. sogar für Ersatz selber sorgen könnt oder dass ihr einfach nur als Wissender mit euren Dingen umgehen könnt. Und deshalb werden auch Bastelthemen in Zukunft hier auch Platz haben, vielleicht nicht mehr so geballt wie letztes Monat. Und da kann ich mich auch mit meinen KritikerInnen treffen. Die Zeilen, die von euch kamen, enthielten eines Fachkompetenz im Umgang mit Dingen. Die habt ihr euch irgendwie erworben. Andere brauchen diese Chacne auch. Und alle, die Themen vermissen, bitte regt die Themen doch an. Oder schickt mir einen Absatz an Gedanken. Ich werde in diesem Leben ja auch keinen Nobelpreis mehr gewinnen, aber das Erfahrungen und Gedanken teilen ist eine schöne Sache, die mir mittlerweile fast 20 Jahre ungebremst Spaß macht. Ich danke euch! -------------------------------------------------------------------- * Teelichter und Paletten - Meinungen der Leser Anmerkung von Gerti Teelichter in Alu sind nach mM alles mögliche, aber nicht nachhaltig Paletten, eine unendliche Geschichte Europaletten sind Pfandartikel, also Unsinn, sie aus dem Pool zu nehmen auf gebrauchten Paletten sind alle möglichen, unbekannten Substanzen und im Baumarkt neue Paletten zu kaufen um sie zu "upcyceln" ist wohl nur "schick" bleiben also Einwegpaletten (wie ja z.B. beim Couchtisch verwendet), mit unterschiedlichen Abmessungen und potentiell sind auch die mit ?? behandelt ich bin selber eine Sammlerin von Dingen, die "man noch brauchen kann", aber ich warne vor Unwissenheit und damit möglichen Gefahren, die die Leute nicht wissen (wollen?) ich verwende seit Jahren Einweg-Holzkisten auf Balkon und Terrasse, die ich aus der Firma mit nach hause nehme, weil ich weiß woher sie kommen und damit die aussuchen kann, die nicht behandelt sind Anmerkung von Franz Eine reizvolle Idee und romantisch mit den Teelichtern. 0.2 - 1 € für 8 Stunden für einen kleinen Raum. Ich halte dagegen: Gegenwärtig bei Aussentemperatur 0-5° heize ich mein uraltes aber gut gedämmtes Bauernhaus mit 2 Wohnungen inklusiv Warmwasser pro 24 Stunden für 2 Schweizerfranken (15 kWh Strom zu 13 Rp./kWh). Der Vollständigkeit halber: Mit einer Erdwärmepumpe. Die Amortisation natürlich nicht gerechnet. Anderseits spare ich die Energie fürs Einkaufen der Teelichter! Rainer aus Berlin schreibt: Hallo, zum Blog der Teelichtheizung!: Die meisten Teelichte , die nicht aus Bienewachs sind werden aus Starin ( Palmöl) und anderen petrochemischen Stoffen hergestellt! Das ist schlecht für die Umwelt und das Klima im eigenen Zimmer ! Wer eine feine Nase hat, wird den Raum( Zimmer) mit 20 Teelichtern meiden! Wer eine so ineffiziente Heizung Zuhause hat, sollte sich was Anderes überlegen! Ich ziehe mir morgens einfach einen dicken Wollpullover drüber! Sylvia die Teelichtheizung sieht bestimmt sehr gemütlich aus, aber ökologisch sinnvoll ist sie nicht. Kerzenwachs wird aus Erdöl hergestellt. Die Teelichtheizung ist also eine selbstgebastelte Ölheizung und stößt klimaschädliches CO2 aus. --------------------------------------------------------------------- * Zum Artikel von Katja 09/2019 von Brigitte "Wenn Ausmisten zum Konsumauslöser wird" - Ausmisten aber richtig @ Katja, Für deinen kurzen Beitrag im Knauserer 09/2019 könnte ich dir glatt um den Hals fallen.Es fühlt sich ganz zweifellos sehr gut an, sich von Dingen zu trennen, die einen nur noch belasten, also ohne sinnvollen Zweck nur Platz einnehmen, vor sich hin rosten, einstauben.... Das Stichwort „Verantwortung übernehmen“ trifft hier genau den Nerv des Problems. Gleichzeitig ist es das Schreckgespenst eines jeden Verkäufers. Denn in der Zeit, die wir mit verantwortungsvollem Umgang mit unseren Gütern – also auch deren Verwahrung, Wartung, und Reparatur – verbringen, können wir selbstverständlich nicht in Shopping-Centern weilen. Wenn es bei mir nach dem Prinzip „Ein-Jahr-nicht-benutzt-muss-also-weg“ ginge, könnte ich sicher meinen halben Hausstand wegwerfen.Über ein Wegwerfverbot habe ich nie nachgedacht, denn für alles und jedes, das abgängig ist, einen Menschen zu suchen, der es gerne in seinem Besitz hätte, ist äußerst zeitraubend. Ich für meinen Teil konnte das Dilemma ansatzweise so lösen: 1)Aufhören für immer neuen Kram Stauraum zu schaffen. 2)Ganze Kauf-Nix-Jahre einlegen. 3)Für jeden Neuerwerb ein Bestandsteil ausmisten. Das fällt umso schwerer je sorgsamer und nachhaltiger (z. B. durch pflegen und reparieren) man mit seinen Gütern umgeht. Ich habe dann oft auf Neukäufe verzichtet, weil ich mich dafür nicht von Altem trennen wollte. 4)Bei Verwandten und Bekannten kundtun, dass sie vor eigenen Anschaffungen gerne bei mir vorbei schauen können, ob sich das Gewünschte nicht gebraucht und kostenlos bei mir findet. Geht gut, dauert aber etwas bis es angelaufen ist. 5)Der gleiche Kreis kann bei mir alles, was ich nicht ständig brauche, jederzeit gerne ausleihen. Was, wenn der geliehene Gegenstand nicht zurück kommt? Ist bisher nie passiert, denn eigentlich ist jede(r) froh über alles, was er/sie nach Gebrauch nicht bei sich selbst bunkern muss. „Was, wenn mir das Teil kaputt geht?“ fragten einige beim ersten Mal. „Dann ist es entweder ein Teil, das ich sowieso nicht brauche. Oder du beschaffst gleichwertigen Ersatz“, war und ist meine Antwort. Meist war schnell klar, dass das Teil bei bestimmungsgemäßem Gebrauch eh unkaputtbar ist. Ja, solche Gegenstände gibt es tatsächlich auch noch. Die Punkte 1 – 5 konsequent durchgeführt und das Ausmist-Neukauf-Dilemma erledigt sich mit der Zeit praktisch von selbst. So einfach ist das also? Ja warum machen das dann nicht viel mehr Menschen? Weil du damit ständiggegen den Strom schwimmst.Ja und ?! Du wirst zum Exoten und Außenseiter in deinem Wohnquartier. Das musst du erstmal aushalten. Als renitenter Konsumverweigerer, Ressourcen-nachhaltig-Nutzender, relativ Bedürfnisloser, dem es streng genommen an nichts essentiellem fehlt. Das Ego wehrt sich vehement gegen Ausgrenzung. Evolutionstechnisch gesehen vollkommen zu Recht. Deshalb ist eine Lebensweise der Suffizienz so anstrengend und stressig. Aber das kann in absehbarer Zeit schon ganz anders aussehen.Mit jedem Tag und jeder Neuanschaffung meiner Nachbarschaft werde ich ein kleines Stück mehr zum Exoten. Nette Gespräche à la Smalltalk habe ich täglich jede Menge. Gespräche zu den Themen Nachhaltigkeit, Konsum, Umwelt, Regionalität, Selbst- versorgung und dergleichen enden oft mit Sätzen wie: „Das lohnt sich doch nicht. Das kann man einfacher haben. Warum sollte ich mir das antun? So ohne jede Not.“ der anderen. Warum also tu ich mir das an, dieses Schwimmen gegen den Strom? Weil ich es mir leisten kann. Und weil ich es mir leisten möchte. Ich leiste es mir, mir nichts zu leisten, mir nichts leisten zu müssen. Meine Freiheit, mein Luxus. Zugegeben, anstrengend ist das, genauso wie alles im Leben. Aber das tägliche Malochen in einem vielleicht ungeliebten Job für den neuen SUV, der dann vor der Doppelgarage einer Villa steht, ist es nicht genauso anstrengend oder sogar noch anstrengender? Auch eine Freiheit, ein Luxus. In einem anderen Gewand halt. Bleibt die Frage welche Freiheit, welcher Luxus besser ist, der Natur zuträglicher? Sinnlos! In der Natur gibt es kein gut oder böse. Es gibt ein Überleben oder ein Untergehen ganzer Arten. Da wird keiner verschont, weil er suffizient lebt; während der Sensenmann sich jene rauspickt, die in Mehrtonnern über die Pisten röhren. Menschen überleben im Kollektiv oder sind dem Untergang geweiht. Seltsam? Gerecht? Seltsam gerecht! -------------------------------------------------------------------- * Der Kult ums Neue - warum wir mehr konsumieren, als wir brauchen Der Artikel ist eine Zusammenfassung eines Spiegelartikels aus dem Jahr 2017. Nein, ich habe mir keinen Spiegel gekauft. Ich musste wo warten und da sprang mir der Artikel ins Auge, weil er knauserertauglich war. Die Assistentin hat ihn mir dann geschenkt, weil im Wartezimmer auch nicht ewig die gleichen Zeit- schriften aufliegen sollten. Ich habe mich irgendwann später mit einer "Frau im Spiegel" aus dem Altpapier "bedankt". Es war ein Interview mit Frank Trentmann, einem Konsumforscher. Aufhänger des Artikels war, dass sich jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich 13 Paar Socken kauft und 7 Paar Schuhe. Ja warum tun meine statistischen Mitbürger das (für Österreich werden die Zahlen nicht anders sein)? Trentmann sieht den Hauptgrund darin vor allem in der identitätsstiftenden Eigenschaft von Konsum heute. "Wir drücken uns über die Dinge aus, die wir kaufen". Und die Massen lassen sich erklären, dass wir unsere Identität eben laufend wechseln. Im 19. Jahrhundert sei das noch anders gewesen. Man hätte die gleiche "Mode" ein Leben lang getragen. Jugendkleidung zB kam erst 1900 in den USA auf. "Heute wollen wir uns ständig neu entwerfen, und deshalb wechseln wir die Mode, aber auch die Möbel, die Reiseziele oder Essensvorlieben so häufig." Damit treibt uns natürlich die Wirtschaft - die ewige Bedürfniserweckungs- maschinerie vor uns her. Dann macht Trentmann einen interessanten Exkurs in Epochen, wo früher Konsum auszumachen war, er sei kein genuin neues Phänomen: "Aus alten In- ventarlisten wissen wir, dass schon im 15. Jhd Handwerker in Siena oder FLorenz in ihrer Truhe [...] 10 bis 15 Hemden hatten, Mäntel mit verschiedenen Kragen, feines Tafelservice mit vergoldeten Messern, Teppiche und Musikinstrumente. Was in der Renaissance, der Ming-Dynastie etc. anders war, der Staat war über "ausländische" Importe gar nicht erfreut, gefährdete doch der Import das heimische Handwerk und somit die Steuerzahler. Damals erließ der Staat noch Antiluxusgesetze. Geändert hat sich diese Einstellung im 17. und 18. Jahrhundert, als Adam Smith proklamierte, dass der Konsum "Ziel und Zweck aller Produktion" sei. Trentmann beschreibt wie der Import von Kolonialwaren wie Baumwolle, Kaffee, Tee, Tabak, Schokolade, Muskatnuss etc. ein neues Tor für neue Vorlieben öffnete. Hier finden sich die Gründungsmythen um den Kult ums Neue. Französische Diener gaben damals fast 1/3 ihres Lohnes für Kolonialswaren aus. Der Konsum galt als etwas sehr Gutes. Die Einstellung der Kirche (materielle Dinge und Genuss lenken vom Streben nach einer reinen Seele ab) änderte sich hin zur Einstellung, Gott hätte den Menschen erschaffen, ums sich die Welt Untertan zu machen. War anfangs noch das Heim die Bühne des Konsums - waren es anfang Tapeten, die einer Mode unterworfen waren - hielt mit der rasanten technischen Entwicklung neue Haushaltsgeräte Einzug in die Wohnung. Mitte des 20. Jahrhunderts rief schließlich Roosevelt den NEW DEAL aus und transformierte die Gesellschaften in Konsumgesellschaften. Wir konsumieren, um eine Identität aufzubauen. "Der Konsum markiert unseren Platz in der Gesellschaft. Das gilt für Teenage rund Senioren, fast alle führen heute einen konsumorientierten Lebensstil." Besonderen Treibstoff - so Trentmann - bekam der Konsum durch den Kredit, Schulden machen verlor das Negativimage. Früher galten Schulden als Charakterfehler, heute gelten sie als kluge Investition. Natürlich verleitet das Leben im Frieden zu erhöhtem Optimimismus, aber die "Leute im 18. Jhd. hätten über uns nur noch den Kopf ge- schüttelt." Mit dem Überfluss sind auch die Ansprüche extrem gestiegen. Hätte sich vor 50 Jahre niemand an einem Salat mit braunem Rand gestört, so wandert der heute sofort in den Müll, da unverkäuflich. Die Bestrebungen einiger Bürger nach nachhaltigem, fairen Konsum sieht Trentmann gerne, bezweifelt aber, dass es eine Massenbewegung wird. Konsumkritische Bewegung lassen sich bis ins 17 Jahrhundert nachweisen, als Zucker aus Plantagen mit Sklaven boykottiert wurde, gleichzeitig wurde Baumwolle aus Plantagen weiterhin getragen. Der Staat "müsse sich mehr einmischen" so Trentmann und nennt als Beispiel teurere Flugkosten. Und wir - "Wir sollten die Dinge mehr genießen, die wir konsumieren, statt sie zu verschwenden." (Die ganz große wegweisende Geste fehlt im Artikel, vielleicht fehlte dem Spiegel auch der Mut. Für mich war der Blick in die Geschichte des Konsums doch sehr spannend.) Das Basiswerk von Frank Trentmann - "Die Herrschaft der Dinge" Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute 1100 handliche Seiten - gibt es im Fachhandel 8-) Das Paperback um schmale 20 EUR. --------------------------------------------------------------- * Mit kleinen Tipps viel sparen Wieviel soll ich kochen? Das Problem kennen wir - wieviel isst MENSCH eigentlich Wer Daumen mal Pi anträgt, der kauft sicher zuviel, deshalb hat die Umweltberatung eine Mengentabelle ins Netz gestellt: https://www.umweltberatung.at/themen-wohnen-weihnachten/partyplanung-mengenberechnung Weihnachtsbaum für Kleinhaushalte? Du kaufst ein paar Tannenzweige dieses Jahr und machst einen Weihnachtsstrauß statt des Baums. Macht eigentlich Sinn, dieses Fundstück aus dem Internet, zumal man Zweige ja wirklich günstig bekommt. Und für alle die gratis Bilder brauchen: auf www.pixabay.com oder unsplash.com gibt es gratis Bilder, die man runterladen kann und ohne Lizenzen oder auch HInweise verwenden kann. Auch Common Creative kann in die Hose gehen. ----------------------------------------------------------------------- Für den Knauserer 01/2020 sind folgende Themen geplant. Ich werde diese Themen im Diskussionsforum auch zur Diskussion stellen. E-Mails mit euren Tipps und Meinungen sind aber auch herzlich willkommen. * Über die Auszeit * Vorsätze und Aktionen für 2020 * Visible Mending - mit Reparatur protzen * Artikelspende * Mit kleinen Tipps viel sparen Forum: http://www.derknauserer.at E-Mail: mailto: info@derknauserer.at ----------------------------------------------------------------------- Impressum: Der Knauserer ist ein kostenloses E-Zine, das ca. 12mal jaehrlich erscheint. Herausgeber: Michaela Brötz, info@derknauserer.at - www.derknauserer.at Seite 8