============================================================== DER KNAUSERER die 1. Online-Zeitung für Sparsame ============================================================== Ausgabe 07/2022 Knauserer-Homepage: http://www.derknauserer.at Link: https://www.derknauserer.at/kn/knauserer%2007_2022.txt ----------------------------------------------------------------------- Inhaltsverzeichnis: * Not macht erfinderisch - oder was ist wenn man Russen nicht mag? * Vorfreude oder Zufriedenheit? Oder eher Sonstwas? * Fermentieren für Anfänger * Ein Jahr ohne Fernseher und zu Fuß zur Arbeit - ich und mein Schweinehund * Meistertonikum homemade * Mit kleinen Tipps viel sparen -------------------------------------------------------------------- Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen. Ich drück euch mal recht herzlich. Ihr wart so lieb. LG Michi -------------------------------------------------------------------- * Not macht erfinderisch - oder was ist wenn man Russen nicht mag? Die sehr persönlichen Gedanken der letzten Ausgaben haben eine gute Resonanz hervorgerufen, deshalb bleibe ich gleich dabei. Keine Sorge - der Artikel dreht sich nicht um eine erblasste Liebe gegenüber östlichen geografischen Nachbarn. Auch so ein Thema, wo ich lieber privat bleibe, ... Nein es geht um eine klassische Notsituation. Mein Sohn hat die Liebe zum Fisch entdeckt. Als Proteinquelle. Nicht nur dass ich mit Thun- fischdosen so gar keine Freude habe, heimischer Fisch, der nach meinen Werten gezüchtet wurde, passt momentan so gar nicht zum Geldbörsl. Als erfreuliche Abwechslung schon aber nicht in Mengen, die man für den spätpubertären Sohn in Scheibtruhenstärke herbeikarren müsste. Die geräucherten Forellen vom Fischzüchter meiner Wahl sind schon und nicht mal so wahnsinnig teuer, als Basis einer proteinschwangeren Ernährung haut es aber doch nicht hin. Kurz und gut, wir hatten eine Diskussion. Und das Ergebnis war, dass wir mal den Abverkauf meines ehemaligen Arbeitgebers, der jeden Freitag datumsknappe Ware verkauft, aufsuchen und nach Fisch Ausschau halten sollten. Und den gab es da auch: Räucherforellen, Matjesfilet, Hering in Tomaten- sauce und eben auch die Russen. Wikipedia klärt mich grad auf, dass der Deutsche diese Art Fisch als "Bismarckhering" bezeichnet. Wir in Österreich kanibalisieren lieber. Während die Forellen die uneingeschränkte Zustimmung fanden und das Matjesfilet ganz OK war (etwas zu fett), fiel der Hering in seinen Varianten komplett durch. Ich mag Russen, aber 1x im Monat und jetzt standen da 5x500 ml Gläser, die noch dazu gekühlt werden wollten. Das ist eine kleine Notsituation. Ich muss jetzt ja zugeben, dass ich solche Notsituationen liebe. Da ist ein Problem ... lös es. Und da war das Problem, dass ich die Fische nicht wegwerfen wollte und ich in einer vernünftigen Zeit, sie auch nicht aufessen konnte. Verschenken wäre eine Option gewesen, aber offenbar befinde ich mich da nicht in einer russophilen Umgebung. Eine Lösung wäre gewesen, die Gläser in das kühle Eck im dunklen Boilerraum zu stellen und zu hoffen, dass sich die Lebensdauer dadurch verlängert. Ich befürchte aber trotzdem, dass mir der saure Fisch bei den Ohren raus- gehangen wäre. Also blieb mir noch verkochen. Salzheringe mit Sauerkraut verkochen - das Internet war nicht sonderlich begeistert von der Anfrage. Da muss man doch dann im eigenen Bücherfundus graben. Und am besten gräbt man da, wo ähnliche Probleme mit einem Überschuss an sauer eingelegtem Fisch bestehen - im russischen Kochbuch. Das Ergebnis ist lecker - erinnert an Salzhering aber nur leicht und in Kombi mit Kraut und Kartoffel absolut essbar. Das Rezept verstaut ein ganzes Glas Russen. Gemüsepudding mit Hering 500 g Weißkohl 500 g Kartoffeln 300 g Salzhering 1 Zwiebel 200 g Knödelbrot 100 g saure Sahne 2 Eier 3 EL Butter 50 g geriebener Käse Salz Pfeffer Gartenkräuter Kraut fein hobeln und dünsten, aus den Kartoffeln Pürree machen. Knödelbrot in Milch einweichen. Zwiebeln und Hering fein hacken und mit Kraut, Kartoffeln und Brot mischen. Saure Sahne und Eier unter die Masse rühren und würzen. In eine Form füllen und mit Käse bestreuen und backen bis der Käse schön braun ist. Was ich euch damit zeigen will, ist dass eine kleine Notsituation, ein Minikriserl doch schon in eine Richtung drängt, damit man mit der Situation - wenn man es denn will - kreativ umgehen kann. Natürlich kann man die zuvor sehr günstig gekauften Fische wegleeren - viel wäre nicht kaputt gewesen, aber die Situation mit einem leckeren Rezept zu meistern, das hat einfach einen Mehrwert. Und mir zeigen so kleine Vorfälle auch immer wieder die kreative Lösungskraft, die einem innewohnt und das macht mir auch Hoffnung. Ich weiß ja bei Gott nicht, was im Herbst auf uns zu kommt. Vielleicht kommt gar nichts auf uns zu und ich mal mir nur eine Krise in bunten Farben aus, die dann wieder gottlob nie kommt. Vielleicht bin ich auch nur so ein Worst-Case-Fetischist, der gerne auf alles mögliche vorbereitet ist. Das ist leider so eine Erfahrungsgeschichte aus dem Leben. Andere, die das nicht hatten, leben sicher leichter. Aber sollte die Krise dann aber doch beißen, dann stimmen mich so kreative Lösungs- ansätze hoffnungsfroh. Wir können Kräfte entwickeln, wenn wir nur in die Not- lage kommen. Und daran möchte ich fest glauben. Ich möchte nicht daran glauben, dass die Leute hilflos sind, weil sie Fähigkeiten wie kochen, basteln, handwerken, haltbar machen nicht gepflegt haben. Ich möchte fest daran glauben, dass sie in Krisensituationen solche Fähigkeiten sich schnell wieder aneignen. Dass sie nicht warten, bis Hilfe kommt, sondern dass sie Selbsthilfekräfte entwicklen. Und dass die Menschen Spaß daran haben, selbstständig zu sein, sich selbst helfen zu können. Daran möchte ich glauben. Und ich hoffe, dass der Knauserer da auch mithilft, diese Selbstständigkeit etwas zu fördern. Das wäre schon sehr cool. -------------------------------------------------------------------- * Vorfreude oder Zufriedenheit? Oder eher Sonstwas? Hallo Michi, Ich glaube, dass ich dir mal berichtet hatte von dem Gefühl der Sinnlosigkeit, dass mich ab und an überfiel, wenn ich zum Beispiel im Sommer eine Garten- Bewässerung nach der anderen absolvierte, dafür teures Leitungswasser einsetzte, weil sämtliche Reservoirs aufgebraucht waren und das im Haushalt anfallende chemiefreie Brauchwasser auch nicht mehr ausreichte, um den Pflanzen ein Mindestmaß an Flüssigkeit zukommen zu lassen. Wenn die Früchte meiner Bemühungen reif waren, wusste ich, würden eben diese im Supermarkt um die Ecke zu Kilo-Preisen angeboten werden, die meine Herstellungskosten weit unterböten. Wenn dir das bei deinen Bemühungen um deine Gartenfrüchte bewusst wird, dann fragst du dich mehr als einmal: „Ja, geht’s noch?!“ Und du überlegst dir ein ums andere mal wer hier bekloppter ist, du oder ein Systems, das mit viel Aufwand an Energie Lebensmittel zu Preisen anbietet, mit denen wir Verbraucher uns nur von einer Tasche in die andere lügen. Im letzten Herbst noch, habe ich mich angesichts der vielen Vorräte an Eingekochtem in den diversen Gläsern sehr oft gefragt, ob ich sie noch alle beisammen habe mit meinem „Wahn“ alles verarbeiten und nix umkommen lassen zu wollen. Ich habe trotzdem weitergemacht, weil ich offensichtlich nicht anders kann. Oder will? Ich hatte auch weiter an dem Prinzip festgehalten, mir nach jeder Einkoch-Orgie genau zu überlegen, wie viel ich davon innerhalb der nächsten beiden Jahre selbst würde verbrauchen können. Alles andere habe ich nach dem Einmachen zeitnah verschenkt an Menschen, die sich darüber freuten. Aber auch die waren nicht besonders zahlreich in den letzten Jahren, weil nur wenige sich auf die Mühen der Vorratshaltung einlassen wollten, oder meinten dafür keinen Platz zu haben. Wozu auch? Die Big Four (Lebensmittelplayer auf dem deutschen Markt) und diverse kleinere haben uns die Vorratshaltung ja vor Jahrzehnten Stück für Stück abgenommen. Eine Nachbarin von mir zieht jedes Jahr sehr professionell ganze Batterien an samenfesten Gemüsepflanzen vor. Ihre Anzuchten sind teilweise sehr viel schöner und robuster, als alles was man zu kaufen bekommt. Seit Jahren bietet sie die Reste der Anzucht, die sie auf dem Acker und im Hausgarten nicht mehr unterbringen kann oder möchte in der Nachbarschaft an wie saures Bier. Ich kann sie verstehen. Wer wirft schon gern auf den Kompost, worum er sich wochenlang intensiv gekümmert hat!? In diesem Jahr ist sie zum ersten Mal seit Beginn ihrer Hobby- und Selbstversorgungsgärtnerei „ausverkauft“. Nachbarn haben ihr dankbar abgenommen, was sie noch im letzten Jahr – obwohl kostenlos – mit einem mitleidig verlegenen Lächeln abgelehnt hatten. Irgend jemand hat – auf dem gemeinsamen Grund rund um die Garagen von 21 Parteien – einige zurückgebliebene Tomatenpflanzen ausgesetzt, die ich natürlich nicht vertrocknen lassen werde, soweit sie direkt gegenüber von meinem Privatgrund wachsen. Wer die Tomaten dann erntet und verzehrt? Ist mir ziemlich egal. Ich freue mich darüber, dass x- beliebige Passanten hautnah erleben werden, dass es eigentlich die Natur ist, die uns mit Lebensmitteln versorgt und nicht das 300m entfernte liegende Einkaufszentrum. Es tut sich also etwas. Das zu sehen bereitet mir Freude und zugleich erfüllt es meine jahrelangen Aktivitäten auf dem Gebiet der Versorgung mit Lebensmitteln aus dem Garten nachträglich mit dem Sinn, der ihnen eigentlich immer hätte zustehen sollen, den ich aber angesichts einer völlig konträren Wirtschaftsweise um mich herum nicht immer – zum Schluss nur noch äußerst selten – wahrnehmen konnte. Das macht mich zufrieden, ruhig und zuversichtlich. Das wiederum finde ich alles andere als verwerflich. --------------------------------------------------------------------- * Fermentieren für Anfänger Auf eine Anfrage in Facebook hin: Irgendwie bricht ringsum der Fermentierwahn aus. Als es noch Sauerkrauteinstampfen hieß, hat kein Hahn danach gekräht. Aber Kim Chi und co. haben uns erobert. Jedenfalls mich. Jetzt gurgelt in meinen Gärtöpfen nicht nur Sauerkraut sondern auch wieder Rübenkraut (eigentlich 10x aromatischer als Sauerkraut aus Navetten/Wasserrüben), Neben den traditionellen Fermenten ist in den letzten Jahren zunächst internationales wie Kim Chi dazugekommen. Und letztes Jahr haben bei mir die Wildgemüse in die Fermenteküche gedrängt. Aber der Reihe nach! Die Fermente lassen sich leicht herstellen und sind sehr gesundheitsförderlich. Sie brauchen keinen Strom und halten sich lange. Und ein Winter ohne Sauerkraut, ohne Blattln mit Kraut, Szegediner Gulasch... kaum auszudenken. Wem extrem fad ist, der kann sich ja mal an Tiroler Kartoffelblattln mit Kraut versuchen: https://www.gutekueche.at/kartoffel-blattln-mit-kraut-rezept-5545 Wenn man das Sauerkraut ohne Speck einkocht, dann wird das deftige Tiroler Gericht sogar vegetariergeeignet. Und Szegediner Gulasch geht auf Basis Kartoffelgulasch auch als Variante für jeden Gaumen: https://www.gutekueche.at/kartoffelgulasch-rezept-28868 GEMÜSE FERMENTIEREN Ich mache das eigentlich immer gleich. Kraut usw. schneide ich klein, schichte es in meinen Gärtopf. Die habe ich in allen Größen (Investition 2021). Dann wird schichtweise eingesalzen und gestampft, bis sich viel Wasser gebildet hat. Bei sehr saftigem Gemüse bedeckt der Eigensaft bestenfalls das Gemüse ansonsten muss man mit Wasser auffüllen. In der Salzlake fängt das Gemüse dann langsam zu Gären an. Nach 3-6 Wochen ist der Gärprozess fertig. Gärtöpfe werden mit zweigeteilten schweren Tonstücken und einer Wasserrille geliefert, dass zwar die Gärgase entweichen können aber von außen keine Luft hinzuströmen kann. Die Tonstücke halten das Gärgut unter Wasser. Denn alles was nicht von der Salzlake bedeckt ist, ist der Fäulnis preisgegeben. Es funktioniert aber auch gut mit großen Weckgläsern, die auch so eine Rille für Wasser haben, beschwerthabe ich mit einem Glas, das knapp durch die Öffnung des größeren Glases gepasst hat. Das kleine Glas hab ich dann noch mit Wasser gefüllt. WDs einzige, was ich jetzt noch schuldig bin, ist das Mischungsverhältnis zum Salz: Ich nehme immer 48 g Salz auf 1l Wasser. und damit gelingt es ziemlich sicher. Ganz grüne Anfänger dürfen noch ein bissl Buttermilch zugeben, dann funktioniert es noch sicherer. Ist aber eigentlich nicht notwendig. Kim CHI Da gibt es mittlerweile Anleitungen wie Sand am Meer wie zB diese hier https://www.augora.at/kimchi Statt Kraut ist hier das Gemüse Chinakohl, Karotten und Frühlingszwiebel und statt einer einfachenSalzlacke wird in einer Gewürzlake fermentiert. Was bei mir heute dazukam, waren die Salzgurken SALZGURKEN ca. 2kg mittellange feste Gurken, Kerne müssen noch weich sein. Nach Belieben: Meerrettichscheiben, Knoblauchzehen, Zwiebel, Dill, Senfkörner, Lorbeerblätter, Nelken Gurken abbürsten und in den Gärtopf schichten, dazwischen immer wieder Gewürze. Salzwasser abkochen 25 g auf 1Liter und nicht mehr heißt über die Gurken gießen. Beschwerungssteine auflegen Wasserrinne mit Wasser füllen und Deckel aufsetzten, 10-14 Tage bei Zimmertemperatur, 6 Wochen im Keller lagern. Traut euch nur - es wird ein paar Fehlschläge geben, aber irgendwann recht schnell hat man den Dreh raus und dann kann man sich auch an die Wildgemüse wie Giersch, Brombeerblätter, Löwenzahnstängel, etc wagen. Und man wird erkennen - alles ist eßbar, auch das was scheinbar unver- daulich ist - man muss nur mit Fermentation nachhelfen. Das ist schon ein ziemlich cooler Gedanke. --------------------------------------------------------------------- * Über Fernseher und tägliche Wanderungen - Gewohnheiten an den Kragen gehen Jetzt ist sie da die Strompreiserhöhung. Mitten im Speicherkraftparadies mit voller Stromautarkie darob möchte der normale Mensch meinen, dass ihn Gaserhöhungen wenig betreffen. Irrtum! Die Reaktionen darauf vor allen von öffentlicher Seite halte ich für massiv kindisch. Den Deckel auf den Topf sollte man geben, das Standby ausschalten, den Trockner weniger verwenden - da würde man satt sparen. Ich werde da richtig sauer, als ob man das als Knauserer, Ökofundi und - nicht eh schon lange getan hätte. Längst ist man über die Phase 2 also Turmkochen, Fernseher weggeben, Wäscheleine verwenden überwunden ... Stromsparen geht bei uns Österarmen jetzt ans Eingemachte. Ich bin ja bekennende Zukunftspessimistin und phantasiere mir seit Jahren eine Krise herbei, aber mit Corona war dann schon schnell klar, dass sich die Regierungen und die Oligarchie an uns kleinen Konsumenten schadlos halten werden. Und unter Corona hatte ich ja viel Zeit zum Nachdenken. Und da habe ich mir die Gewohnheiten vorgenommen. Also den ganz harten Kern. Da wo die Rituale hausen, unhinterfragt und seit Jahren unbewusst zelebriert. Ob die blödsinnig waren oder nicht - wer fragt? Das haben wir immer so gemacht. Das Problem mit den Dingern ist ja, dass man sie gar nicht mehr wahrnimmt, bis es eben eng wird oder wie unter Corona man mal alles auf den Kopf gestellt bekommt. MOBILITÄT Ich bin ökologisch vorbildlich. Eigenlob stimmt. Wo ich jetzt bin, müssen sich die Friday-for-future-Aktivisten erst hinwagen. Aber auch ich habe meine Schwachstellen. Und am Berg halbwegs abgelegen ohne Öffi heißt die Schwachstelle Verkehr. Die individuelle Mobilität ist da nicht Luxus oder Komfort sondern teilweise auch schlicht und ergreifend notwendig außer man steht auf einschichtiges Leben als Almöhi oder Almöhine. Und schon hat man ein goldenes Kalb, vor allem dann wenn von außen dann supergescheite Ratschläge bekommt, wie "Lastenfahrrad ist keine Option?" (nein, weniger bei 20 % Steigung) "aber die gibt es auch als Elektrovariante" (danke ja hab grad keine EUR 5.000,00 locker und vor allem gibt es für die bei 4 Monaten Winter inkl. Schnee Schneeketten?) "das sind alles nur Ausreden" (oder Physik und Realität, aber das ist das eh gleiche) auch sehr beliebt "Dann fahr doch mehr Öffi" (hamma nicht, jedenfalls nicht dann wann wir es brauchen um 5:30 früh und ab 17 Uhr abends) "Dann muss man sich halt organisieren." (gute Idee! Die Abendkurse machen wir vormittags, weil da alle Zeit haben. Oida, dass ich da nicht früher draufgekommen bin.) Aber was macht man wirklich mit dem Auto, das man wirklich wirklich wirklich braucht. Eigentlich habe ich seit jeher Fahrten zusammengelegt - auf dem Weg in die Arbeit, Müll weggeworfen und Einkauf erledigt, Freundin besucht und zur Apotheke gefahren. Ich hatte immer schon 2-3 autofreie Tage. Aber als ich merkte, dass es der Mobilität völlig unbehirnt ans Leder geht und wir Landbevölkerung einfach ignoriert werden, war mir klar, dass ich was ändern muss. Wohin gehen meine Fahrten? Und daran habe ich jahrelang gearbeitet, um das ohne Lebensqualitätsverlust zu reduzieren. Nachdem mein Sohn nicht mehr mit mir Taekwondo ging, habe auch ich den Kurs an den Nagel gehängt - das spart mir zwei weite Autofahrten. Womit ich die Bewegung ersetzt habe, kommt weiter unten. Meine Arbeit in Innsbruck, die nur mit der Kombi Auto-Bahn zu bewältigen war, habe ich gekündigt und arbeite jetzt nur noch in Schwaz und Pill oder im Homeoffice. Das hat Lohneinbußen mit sich gezogen, aber auch die Kosten gedrückt und den "Druck" vom Auto genommen. Seitdem gehe ich zu Fuß zur Arbeit. Das klingt jetzt als einfache Lösung, aber zwischen meiner Arbeit und mir liegen 300 Höhenmeter und 4km Fußweg. Wenn es arg heiß ist, dann greife ich auf den Bus zurück, der zumindest die stark sonnenbeschienen Abschnitte überbrückt, und ich nur die zweite Hälfte durch den Wald heimgehe. Der Wald ist im Winter wenn es dunkel ist, natürlich recht edelherb. Solltet ihr also jemanden im Winter im Wald um 7 Uhr morgens treffen, der laut singt - das wäre ich. Aber mit den vielen Höhenmetern in den Beinen, habe ich natürlich nicht mehr unbedingt das Bedürfnis nach zusätzlicher Bewegung in Vereinen. ELEKTRO Auch da hab ich ein Sparpotential gefunden - der Fernseher ist rausgeflogen. Was mir vor 10 Jahren unvorstellbar vorgekommen wäre, war vor 2 Jahren leicht umzusetzen. Es war die Art der Information, die mir den Stein des Anstoßes gegeben hat. In einem brachialen Akt habe ich den Fernseher verschenkt und geschaut was passiert. Passiert ist gar nix. Ab und zu mag ich einen Film schauen, aber ehrlich gesagt, sehr selten und dann sehr ausgewählt. Die Gefahr in eine Informationsblase zu geraten ist mir bewusst. Das Radio hab ich mir behalten, der Ö1 ist schon manchmal sehr gut. Jetzt da sich eben die Stromkosten massiv erhöhen, muss sich wieder was ändern. Auf der Schlachtbank liegt die nächste heilige Kuh - das Vollbad. Ich liebe es einfach - aber ab August ist das nicht mehr vertretbar. Das tut weh und ich werde einen Weg finden müssen, das Duschen zu genießen. Tipps zum lustvollen Duschen herzlich willkommen. Es schaut danach aus, dass mir das Duschen in der Früh (ausgerechnet bei mir Morgenmuffel) besser passt als abends wo ich gerne halb schlaftrunken aus dem Vollbad gestiegen bin und dann entschlummert (*seufz) Und solche goldenen Kühe gibt es bei mir noch mehrere: die Tiefkühltruhe, die auch bei Blackout die größten Probleme machen würde, die Lebenserhaltung in Tirol ... nur nicht nachdenken, da kommt noch einiges Es hilft nichts, wenn man verschütteter Milch nachweint. Auch der neue Tag will genossen werden. Und heilige Kälber schlachten funktioniert. Manchmal ohne Mühe und manchmal muss man diese Kälber langsam und scheibchenweise abtragen. Aber es geht immer mit einem schielenden Blick auf die Frage, dass die Lebensqualität erhalten bleibt und es nicht in Verzicht ausartet. --------------------------------------------------------------------- * Meistertonikum homemade Ihr kennt ja die Gesundheitsseiten, wo dann Mittel angeboten werden, die gegen alles helfen. Grad mal, dass sie nicht noch nachts die Wäsche bügeln. Vor mit liegt so ein Zettelchen "Dies ist das stärkste natürliche Antibiotikum" natürlich in Großbuchstaben und fett. Bis ins Mittelalter ginge es zurück, ein geradezu meisterhaftes REinigungs- tonikum sei es und ein Antibiotikum, dass grammpositive und grammnegative Antibiotika töten solle. Antiviral und antimykotisch sei es auch noch, die Durchblutung würde befeuert und der Lymphfluss gleich dazu. Und Candida - da hilft es auch. Chronische Krankeheiten nehmen sofort Reißaus, Blutreinigung inbegriffen. Kurz und gut der Arzt würde arbeitslos. Die Zettel kennt ihr alle. Darunter das Rezept für das Meistertonikum 700 ml Apfel-Weinessig nur BIO 1/4 Tasse fein gehackter Knoblauch 1/4 Tasse fein gehackte Zwiebeln 2 frische Peperoni - die schärfsten, die zu bekommen sind (gut der Rezept- schreiber kennt den Hannes nicht, der Zeugs züchtet, das die Scovilletabellen sprengt) 1/4 Tasse geriebener Ingwer 2 EL geriebener Meerrettich Alle Zutaten in eine Schüssel geben, außer dem Essig und gut vermischen. Die Mischung in ein Weckglas umfüllen ca. 1/3 hoch. Den Essig eingießen bis zum Rand. Gut verschließen und schütteln. An einem kühlen ´Ort mehrere Wochen ziehen lassen. Mehrmals gut schütteln. Danach die Flüssigkeit in eine Plastikschale pressen. Gut auspressen, bis kein Saft mehr kommt. Rückstände verkochen. Das Meistertonikum kann man als Salatdressing verwenden oder man nimmt es täglich löffelweise ein. Es ist scharf, es ist intensiv. Es darf nicht mit Wasser verdünnt werden. Löffelweise beginnen und sich bis zu einem kleinen Glas pro Tag steigern, so stärke man das Immunsystem für den Winter am besten. Bei akuten Krankheiten 5-6 Löffel am Tag nehmen. Mein Imker von dem ich das Meistertoikum letztes Jahr gekauft habe, gibt noch Honig, unbehandelte Zitronen, Kurkuma dazu. Die Mischung ist heftig, ich könnte aber nicht behaupten, dass sie mir nicht schmeckt. Zur Wirkung: mein Imker ist ohne Infekt durch den Winter 2021/2022 gekommen, in dem wir doch viele Infekte nachholen mussten. Anfang Juni rechtszeitig 5 Tage vor meinem Geburtstag habe ich mir einen Schnupfen geholt. Außen weit über 30 Grad und ich die Nase zu aber nicht nur so eine Schniefnase sondern das große Kino knapp am Männerschnupfen. Es war furchtbar und ich war kurz davor die große 50er Party abzusagen. Da ist mir das Meistertonikum eingefallen. Ich habe einen Schluck genommen. Die Rückmeldung von meinem Körper (wir kommunizieren da verlässlich) war HURRA, bitte mehr. Ich habe mich doch an die 5-6 Löffel gehalten, mich ins Bett gelegt und am nächsten Tag, war der Schnupfen von einem Hurrikan zu einem lauen Lüfterl geworden. Es war herrlich, knapp an der Wunderheilung. Ich war sehr glücklich, weil ich mich auf die Party doch sehr gefreut habe Es sind alles sehr heilsame Zutaten drinnen Knoblauch, Zwiebel und Apfelessig kenne ich aus der Volksmedizin. Seit ich damit meine Magenprobleme gut bekämpfen konnte, schwöre ich auch auf Chili. Ingwer und Kurkuma sowieso. Es ist nichts schlechtes drinnen. Wie sagt der Tiroler: "HILFT'S NIX, SCHADET'S NIX!" Aber in dem Fall bin ich von einer immunstärkenden Wirkung sogar überzeugt. Vielleicht wird es ja auch ein Fixbestandteil in eurer Hausapotheke. ---------------------------------------------------------------------- Leserbriefe zum Knauserer 05/2022 - die gute alte Zeit? von Brigitte Volle Zustimmung. Zu wissen, dass man und was man kann, ist übrigens auch das beste "Waffe" gegen die allgemein umgehenden Gespenster der Angst, die leider auch von den Medien wie am Fließband produziert werden. Damit ist das um die eigenen Fähigkeiten auch der Schlüssel zu unser aller Freiheit und damit meine ich nicht das was derzeit von Politikern als Freiheit vermarktet wird sondern die vielen kleinen Freiheiten, die sich jedes Individuum selbst schaffen kann, um sie dann in das große Ganze einzubringen. Diese Art Freiheit ist uns so fremd geworden, wie vieles andere, das sich nicht im BIP abbilden lässt. So hat die Generation meiner Großeltern samstags noch gebacken - für den Sonntags-Nachmittags-Kaffee. Da war dann am Sonntag die Bude - im Sommer auch der Garten - voll, auch wenn niemand eine Extra-Einladung bekommen hatte. Gute alte Zeit? Ganz sicher nicht in jeder Beziehung, aber nicht das schlechteste Rezept gegen die schleichende Vereinsamung, die uns als Gesellschaft fest im Griff zu haben scheint und der man mit allerlei bezahlten Dienstleistung - erscheinen natürlich im BIP - beizukommen versucht. von Miri - der Knauserer als Vorreiter Erstens: vor kurzem habe ich sehr erheitert festgestellt, dass ich niemals gedacht hätte mit meiner Lebensweise plötzlich Vorreiterin zu sein. Wie Du geschrieben hast, bin ich nur wenig verzweifelt gewesen über Corona Beschränkungen (außer wenn sie Familienfeiern betrafen), weil Shopping und ähnliche Aktivitäten mir inzwischen so fremd sind. Auch zeitweise ausverkaufte Dinge haben uns wenig tangiert, da wir schon immer eine gute Vorratshaltung betreiben. Jetzt spricht jeder über Energieeinsparung, das haben wir bei uns schon vor langer Zeit optimiert. Schön, dass man da nicht in Verzweiflung gerät! Zweitens: der Wollrestevorrat. Ich mache das auch oft wie du, was ist noch da und was kann man machen damit? Wolldecken aus Resten habe ich mehrere, aus gestrickten Quadraten, gehäkelt in Reihen, das wird ganz bunt oder auch in Reihe gestrickt, man muss nur viele Fäden vernähen. Oft trenne ich gestricktes auf, wenn es nicht mehr getragen wird, wolle kann man gut wieder glatt bekommen und noch einmal verwenden. Ich habe einige gestreifte Pullis deswegen, da die alte Wolle nicht mehr ganz reichte für einfarbig. Auch bei Sockenwolle bleiben immer Reste, die ich dann kombiniere für ein neues Paar. ---------------------------------------------------------------------- * Mit kleinen Tipps viel sparen NEOPHYTEN ZUM ESSEN (von Inge) SPRINGKRAUT UND STAUDENKNÖTERICH Liebe Michi, Ihr alle kennt das mehr oder weniger geliebte indische Springkraut, das bevorzugt an feuchten Wegrändern wächst. Im Spätsommer, wenn die Früchte reif sind, springen die Kapseln auf und der Samen sorgt für "Nachwuchs" im kommenden Jahr. Allerdings ist weitgehend unbekannt, dass die braunen Samen des Springkrautes essbar sind. Sie schmecken nach Walnüssen und sind zudem gesund. Am besten ein Marmeladenglas mitnehmen, den Schopf der Pflanze hineinhalten, etwas schütteln, und schon springen die Samen ins Glas. Einfach ausprobieren. Die Wurzeln des Springkrautes enthalten übrigens Salizylsäure. Diese ist z. B. auch in der Weidenrinde enthalten. Gut für Notzeiten zu wissen. Also könnte man die Wurzel trocknen und in Notzeiten, wenn es nichts mehr zu kaufen geben sollte, evtl. zu einem Tee, z. B. bei Erkältungssymptomen (Gliederschmerzen) verwenden. Bei uns wuchert der Japanische Staudenknöterich wie wild. Wo er sich einmal niedergelassen hat, ist er nicht mehr auszurotten, denn die Wurzeln reichen bis 2 m tief in die Erde. Die großen Blätter und die jungen Triebe, besonders von den Wurzeln, sind übrigens auch essbar. GEBRAUCHTE WOLLE VERARBEITEN/POMPONWOLLE (Katharina) Pomponwolle eignet sich vor allem für Ränder, z.B. Rocksäume oder den unteren Rand von Krägen. Flächig würde ich es eher nicht verarbeiten. mit zwei Knäueln kannst Du einige Ränder schmücken. Bei Stricken finde ich auch immer genial, dass man das Material von Teilen, die nicht mehr passen oder gefallen, sehr wieder verwenden kann. Glattes Material kann man sehr gut wieder auftrennen. Dann wickle ich es z.B. um den Unterarm, dass ein Strang entsteht, binde ihn mit den zwei Enden ab, damit sich nichts verwirrt und wasche ihn. Dann hänge ich ihn möglichst nass auf, dann zeiht sich das Material durch das Gewicht selber glatt. Dann wickle ich aus ihm ein Knäuel und habe Material, das ist fast wie neu. Geht nicht mit flauschigem Material. ---------------------------------------------------------------------- Für den Knauserer 09/2022 sind folgende Themen geplant. Ich werde diese Themen im Diskussionsforum auch zur Diskussion stellen. E-Mails mit euren Tipps und Meinungen sind aber auch herzlich willkommen. * noch offen * Bokashieimer bauen und loskompostieren * Was tun gegen einen (eingebildeten) heißen HErbst * Erkenntnisse zum Topinambur * Wenn einer eine Reise tut - Knausrige Mitbringsel aus dem Urlaub * noch offen Forum: http://www.derknauserer.at E-Mail: mailto: info@derknauserer.at ----------------------------------------------------------------------- Impressum: Der Knauserer ist ein kostenloses E-Zine, das ca. 12mal jaehrlich erscheint. Herausgeber: Michaela Brötz, info@derknauserer.at - www.derknauserer.at